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Thomas-Minimierung bringt Erfolgs-Maximierung

© privat

Gabriele Wenner ist seit 2001 Leiterin des Frankfurter Frauenreferats. Sie berichtet über die Entstehung der Akademie Mixed Leadership:

"Wenn in Frankfurt heute ‚Diversität‘ auf dem Lehrplan für zukünftige Führungskräfte steht, werden damit längst nicht nur für Unternehmen die Weichen auf ‚Erfolg‘ gestellt. Es zeigt vielmehr, wie mit der „Akademie Mixed Leadership“ die „Europäische Gleichstellungscharta“ maximal praxisorientiert, effektiv und kreativ umgesetzt wird. Und damit auch, wie produktiv der Partizipationsprozess ist, den das Frankfurter Frauenreferat nicht nur begleitet, sondern auch mit-initiiert hat. Als Leiterin des Frauenreferats und als Vertreterin Deutschlands hatte ich die große Freude gemeinsam mit Expertinnen aus 27 Ländern die Grundsätze der Gleichstellungscharta mit gestalten zu können. Als Ziel wurde damals die „Gleichstellung von Frauen und Männern auf lokaler Ebene“ festgesetzt. 1.500 Gemeinden und Regionen Europas haben sich seitdem verpflichtetet, innerhalb von maximal zwei Jahren einen Aktionsplan zu erstellen, der kontinuierlich realisiert werden soll. Mit Unterzeichnung am 08.02.2012 übernahm auch Frankfurt diese Aufgabe. Unterstützt auch und vor allem von der damaligen Frauendezernentin Jutta Ebeling. Es wurden ein Budget sowie Stellen geschaffen und ein bundes- und europaweiter Sonderweg eingeschlagen: In Frankfurt wollten wir uns auf nur ein Thema konzentrieren, auf den Anfang von allem: Den Schlüssel für Selbstbestimmung, Selbstentfaltung, Lebensqualität, Zukunftsperspektiven, Souveränität, ein zufriedenstellendes, angemessenes, faires Ein- und Auskommen. Kurz:  auf die gleichberechtigte Teilhabe von Frauen und Männern am Erwerbsleben.

Ohne Moos nichts los

Das gilt schließlich auch und vor allem für Frauen. Selbst in Frankfurt, wo der Gehaltsreport Beschäftigten regelmäßig überdurchschnittliche Einkommen attestiert, sind Frauen noch immer unterdurchschnittlich an Spitzenpositionen und Spitzeneinkommen beteiligt. Nach wie vor gibt es bei der Berufswahl, beim Wiedereinstieg, bei der Vereinbarkeit von Beruf und Familie unendlich viel zu tun. Besonders Frauen mit Migrationsbiografie haben geringere Chancen auf Teilhabe. Ungleichheiten, die von der europäischen Kommission bemängelt werden und die unsere Arbeitsmarktstudie bestätigt. Das soll sich dringend ändern. Deshalb bildeten über 100 Akteur*innen aus Verwaltung, Stadtgesellschaft, Politik und Wissenschaft eine „Community of Practice“. Es beteiligten sich mehr als 80 Organisationen und Unternehmen aus Wirtschaft, dem Dienstleistungssektor, aus Handwerk, Forschung und Verwaltung sowie Institutionen aus dem sozialen Bereich (übrigens: weniger als die Hälfte der TeilnehmerInnen hatte vordem überhaupt etwas mit dem Frauenreferat zu tun) an der Erstellung des Aktionsplans. In drei großen Workshops entwickelten wir gemeinsam rund 40 Ideen und bildeten schließlich vier Foren:

  • informierte Berufswahl;
  • Erwerbstätigkeit und Arbeitslosigkeit;
  • Arbeit und Leben;
  • Frauen in Führung.

2015 wurde unser Aktionsplan von den Stadtverordneten beschlossen und es wurde entschieden genau dort Tempo zu machen, wo die Gleichstellung immer noch im Schneckentempo unterwegs ist - wider besseres Wissen.

Mehr Frauen, statt Thomas: das Thomas-Phänomen

Unternehmen besetzen ihre Führungsetagen nach einem Ähnlichkeitsprinzip: Es gibt mehr Vorstandsmitglieder mit dem Namen Thomas als Frauen insgesamt, was die AllBright Stiftung einmal mit dem Thomas-Kreislauf  beschrieb. Nicht zum Nutzen der Unternehmen. Die profitieren – das bestätigen Studien – nämlich keinesfalls von der Thomas-Monokultur, sondern im Gegenteil von Diversität. Vor allem in den Chefetagen. Arbeits- und Unternehmenskulturen, vorherrschende Rollenstereotype und Mentalitätsmuster, die den Karriereweg von Frauen behindern, sind also nicht nur unfair und überholt, sondern vor allem dumm. Das war der Hebel mit dem Expertinnen und Führungsfrauen aus Unternehmen, Hochschule, Organisationen und Vereinen der Arbeitsgruppe „Frauen in Führung“ Veränderungsprozesse anstoßen wollten: Ein Bewusstsein dafür zu schaffen, wie die Thomas-Minimierung in den Führungs-Etagen mit einer Vernunft-, weil Erfolgs-Maximierung, einhergeht, da eine gleichberechtigte Teilhabe am Erwerbsleben in jeder Beziehung Gewinn ist. (Immerhin hat unter anderem auch die Internationale Arbeitgeberorganisation in einer Studie nachgewiesen, dass zwei Drittel der Unternehmen, die auf eine durchmischte Chefetage setzen, ihre Erträge um bis zu 15 Prozent steigern konnten. Außerdem sind die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zufriedener und produktiver). So entstand die Idee, eine Führungskräfteakademie in Frankfurt aufzubauen.

Akademie zur Beschleunigung des Wandels/Erfolgreich mit Vielfalt

Nun gab es enorm viel zu tun für die Expertinnen der Gründungs-AG: Professorinnen, Stadtverordnete, Vertreterinnen aus Unternehmen, Verbänden, von Bildungsträgern, aus dem Frauendezernat und Frauenreferat. Gemeinsam erarbeiteten wir über Jahre die To-Do-Liste der Akademie: Sie sollte Kaderschmiede zur Stärkung von Führungskompetenzen sein, zur Diversität im Management beitragen, stereotype Rollenmodelle aufbrechen, den Prinzipien Gendersensibilität, Vielfalt und Innovation folgen. Dazu sollte sie Frauen bestärken und unterstützen, weitergehende Managementaufgaben zu übernehmen und den Wandel von Organisations- und Führungskulturen voranzutreiben. Es wurde nicht nur über die inhaltlichen Ziele der Akademie beraten, sondern auch über eine geeignete und umsetzbare Organisationsform und -struktur mit passender Finanzierung und über Fördermodi. Lange diskutierten wir über den Namen. Am Ende wurde es „Akademie Mixed Leadership“. Gedacht als eine Art Lehrstuhl zur Beschleunigung des Wandels in den Führungsetagen. Die Akademie sollte genau dort angesiedelt werden, wo die Spitzenkräfte der Zukunft ausgebildet werden und sich die Zukunft der Arbeitswelt entscheidet: An der Frankfurt University of Applied Sciences. Vermittelt wird hier der Benefit von Vielfalt – also nicht nur der eines höheren Frauenanteils, sondern der einer generellen Offenheit für „Diversity“. Sowohl wissenschaftlich-theoretisch als auch praxisorientiert in Kooperationen mit Frankfurter Unternehmen und der Stadt Frankfurt. Und natürlich wird an der Hochschule geforscht – etwa zu männlichen und weiblichen Verhandlungsstrategien oder den Erfahrungen von Frauen mit Kindern in der Arbeitswelt.

Die Akademie wird in gleichen Teilen durch das Frauenreferat der Stadt Frankfurt am Main und der Frankfurt University of Applied Sciences finanziert, mit dem Ziel, sich nach etwa fünf Jahren selbst zu tragen.

Unser Motto des ersten Aktionsplans lautet „Frankfurt wird gerechter“ und ich freue mich diesen Prozess mit initiiert, begleitet und voran gebracht zu haben. Gemeinsam mit vielen anderen Frauen. Mit der Frankfurter Akademie für mehr Frauen in Führung hat sich einmal wieder bestätigt: Neben jeder erfolgreichen Frau stehen andere Frauen, die sie unterstützt, ihr den Weg ebnet und ihr eine gleichberechtigte Teilhabe am Erwerbsleben und an Aufstiegs-Chancen ermöglicht.

Für den im Herbst beginnenden Masterstudiengang Leadership: divers - innovativ - nachhaltig wünsche ich ganz viele Teilnehmer:innen."

Hier geht es zum Studiengang "Leadership: divers - innovativ - nachhaltig"

Segel setzen.
Horizonte erweitern.